Reise der Löhninger Männerriege zu den Grimsel Stauwerken
In den frühen Morgenstunden am Bettagsamstag trafen wir uns an der Bushaltestelle zu unserer jährlichen traditionellen Reise. Während die einen genau auf die abgemachte Zeit eintrafen, konnte es ein Teilnehmer kaum erwarten und fand sich am Treffpunkt bereits eine Stunde vor der Abfahrt ein. Mit Schrecken stellte er dann fest, dass sich sein Wecker um eine Stunde zu früh gemeldet hatte.
Nach der Busfahrt nach Schaffhausen führte uns der Ausflug mit der Bahn via Zürich und Luzern über den Brünigpass nach Meiringen. Kurz nach Schaffhausen traten die ersten Mundschenks auf und überraschten uns mit einem edlen Tropfen aus den Löhninger Rebbergen. Dazu wurde ein Stück feiner Speckzopf gereicht. Eine verdankenswerte Geste, die in Anbetracht der anstehenden strengen Wanderung wohl auch zum Ziel hatte, den eigenen Rucksack möglichst zu erleichtern.
Nach einem Kaffeehalt beim Meiringer Bahnhof bestiegen wir das Postauto in Richtung Grimselpass. Auf der Fahrt erfuhren wir vom Chauffeur, dass über Nacht beim Grimsel Hospiz 50 cm Schnee gefallen und die Passstrasse nur bis zur Haltestelle Handeck auf 1400 m ü.M. zu befahren sei. Ohnehin wollten wir in einer ersten Etappe nur bis zu dieser Haltestelle fahren. Die dort gelegene Alpkäserei war unser Ziel und hätte unsere erste Verpflegungsstation werden sollen. Schon am Vorabend hatte unser Reiseleiter Robert Brönnimann erfahren, dass infolge des drohenden Wintereinbruchs die Käserei im Laufe der Woche vorzeitig geschlossen hatte. Als wir aus dem Postauto stiegen, zeigte sich die Landschaft in ungewöhnlichem Weiss.
Bevor wir unsere Wanderung starteten, verpflegten wir uns Im nahe gelegenen Hotel Handeck. Etwas erstaunt zeigten sich einige von uns über den happigen Preis des nur durchschnittlichen Weins.
Wintereinbruch erforderte rollende Planung
Während der Mittagsrast informierte uns unser Reiseleiter Robert Brönnimann über das angepasste Programm. Die vorgesehene Wanderung zum Gelmersee könne nicht durchgeführt werden, weil der Weg schneebedeckt und damit die Rutschgefahr zu gross sei. Zudem habe die Gelmerbahn infolge des Schnees vorläufig ihren Betrieb eingestellt, so dass die geplante herausfordernde steile Talfahrt ohnehin ausfalle.
Deshalb beschlossen wir als Alternative den Weg talwärts nach Guttannen einzuschlagen.
Wir überquerten zuerst die Hängebrücke über die Aare bei der Talstation der Gelmerbahn, ehe wir den leicht schneebedeckten Wanderweg unter die Füsse nahmen. Der sonst ungefährliche Abstieg erforderte infolge stetiger Rutschgefahr unsere volle Aufmerksamkeit.
Unverhoffte Gastfreundschaft der Älpler
Nach rund zwei Stunden gelangten wir zu einem Stall, vor dem ein vielversprechendes Partyzelt aufgestellt war. Der Geruch von Raclette stieg uns in die Nasen und verfehlte seine Wirkung nicht. Es schien uns, als ob wir erwartet worden waren. Freundlich begrüssten uns die Älpler und luden uns spontan ein, an den aufgestellten Tischen Platz zu nehmen. Die Älpler, welche allesamt zur Bäuertgemeinde Guttannen – andernorts auch Burgergemeinde genannt – gehörten, hatten sich zur Feier des Tages an dieser Stelle zusammengefunden. Zuvor hatten sie ihre Alpweiden von Steinen und Sträuchern befreit.
Mit reichlich Raclette gefülltem Magen setzen wir unsere Wanderung fort und trafen nach rund einer halben Stunde in Guttannen ein. Dort bezogen wir im Hotel Bären unser Nachtlager und widmeten uns der Körperpflege, bevor wir uns zum Nachtessen versammelten.
Ein reichhaltiges Menu mit einem leckeren mächtigen Cordon Bleu erwartete uns. Nicht wenige mussten beim Verzehr in Anbetracht des am Nachmittag verdrückten Raclettes vorzeitig kapitulieren. Mit angeregten Gesprächen und Jassrunden fand der Abend seinen Ausklang.
Kraftwerk, Aareschlucht und Reichenbachfälle
Am nächsten Morgen blieben wir infolge der immer noch geschlossenen Passstrasse vom Lärm brummender Motoren verschont, so dass wir entspannt und ausgeschlafen in den Tag starten konnten.
Bereits am Vorabend hatte uns Robert über die Programmänderung informiert. Leider wurde infolge der immer noch prekären Witterungsverhältnisse die geführte Besichtigung der Grimsel Staumauer mit anschliessender Wanderung abgesagt. Als Ersatz organisierte er kurzerhand eine Führung durchs das Kraftwerk Handeck.
Beim Kraftwerk eingetroffen fasste jeder ein Empfangs- und Hörgerät, damit wir den kompetenten und interessanten Ausführungen unserer Führerin Christine jederzeit folgen konnten. Das Zusammenspiel der verschiedenen Stauseen mit den angelegten Stollen im härtesten Gestein, dem Grimselgranit, und Wasserturbinen war beeindruckend. Die Kraftwerke Oberhasli am Grimsel decken vor allem den Strombedarf zu Spitzenzeiten ab und sorgen für die Stabilisierung des Stromnetzes. Dabei fordern die Berner Kraftwerke bei den Grimselkraftwerken ihren Bedarf an. Das rund hundertjährige ausgeklügelte System am Grimsel ermöglicht situativ je nach Bedarf das Hochfahren oder Drosseln der Stromproduktion.
Eindrücklich auch die Kristalle, welche bei den Bauarbeiten gefunden wurden.
Nach der Führung wartete für uns vor dem Kraftwerk ein kleiner Bus, der uns via Innertkirchen zur Aareschlucht fuhr. Von Osten her durchquerten wir wandernd die Schlucht. Wir staunten über die steilen Wände, den tosenden Fluss, der sich über Jahrtausende seinen Weg in den Felsen gegraben hatte, und das prächtige Farbenspiel des einfallenden Sonnenlichts. Einfach imposant!
Auf unserer Wanderung nach Meiringen unternahmen wir noch einen Abstecher zu den Reichenbachfällen, wo Sherlock Holmes seine Spuren hinterlassen hatte. Wir fuhren zuerst mit der Standseilbahn hoch, genossen die wunderschöne Aussicht ins Haslital und stiegen dann an den Wasserfällen vorbei bis zum Restaurant Zwirgi hoch.
Nach der Verpflegung in der Gartenwirtschaft schnappten wir uns ein Trottinett samt obligatem Helm und sausten nach Meiringen hinunter. Bei einigen wurde dabei wohl das Kind im Manne wieder einmal geweckt.
Nach der Trottinettrückgabe wanderten wir zum Bahnhof und kehrten dort im nahgelegenen Restaurant nochmals ein, bevor wir müde und zufrieden die Heimreise antraten. Wir waren uns einig, dass wir trotz diverser Programmanpassungen ein ereignisreiches, interessantes Wochenende erlebt hatten. Robert Brönnimann gebührt für die vorbildliche Organisation und Begleitung unserer Reise ein herzliches Dankeschön.