Männerriege Löhningen reist nach Kroatien
“Zu reisen ist zu leben.“ (Hans Christian Andersen)
Lasst es uns tun, auf kroatisch učinimo to. Also trafen sich 24 neugierige, nicht mehr ganz junge Männer, aber immer noch topfit, bei der Bushaltestelle in der Hoffnung, dass unser Reiseleiter Domagoj Margetic auch da sein und alles im Griff haben werde. Vorab, es gibt nur gutes, lobenswertes und gigantisches über die Reiseleitung zu berichten – Vielen herzlichen Dank „Domagoj“.
Die Bahnfahrt zum Flughafen, ein- und auschecken und der Flug nach Split klappten reibungslos. Schon nach wenigen Minuten in Kroatien war allen klar, ne razumijem ništa oder auf deutsch „nichts verstehen“. Wir beschränkten uns in den nächsten Tagen auf zwei Wörter: Hvala, ausgesprochen „khoala“ für Danke und Pivo, dafür gab es ein Bier.
Unser Reiseleiter war gleichzeitig auch unsere „Bank“, sprich wer kroatische Kuna brauchte, erhielt diese von Domagoj. In dieser Hinsicht rechnete er aber nicht mit unserem eher offensiven Ausgabeverhalten, das heisst die Anzahl Kuna, welche für die ganzen vier Tage geplant waren, waren bereits am Ende des ersten Tages dahingeschmolzen. Ja, wer einmal eine Reise tut, lässt sich das auch etwas kosten Nach der Fahrt mit unserem Reisecar nach Sibenik wurden die Hotelzimmer verteilt, leider ohne, dass irgendwelche Dezibelwerte des ausgewählten Bettnachbars bekannt waren. Hier sollte eine entsprechende Datenbank geführt werden. Wenige Minuten nach Zimmerbezug aalte sich bereits der Grossteil der Männerschaft in der kroatischen Adria. Wache Augen sahen nicht nur knapp betuchte Badenixen sondern gleichwohl eine nahe gelegene Bar. Kurz darauf kollabierte dort der Service und man diskutierte, wie man das Problem bei uns lösen würde. Die Aufforderung einen Mittagslunch mitzunehmen hatte der Grossteil nicht wirklich ernst genommen, darum gingen einige Unentwegte auf die Suche nach etwas essbaren, was nicht ganz einfach war.
Nach einem kurzen Abstecher in einem Beach Resort mit freizügiger und grandioser Aussicht auf die eine Hälfte der Badenden wurden Pizzen to go erstanden. Auf dem Rückweg wurde natürlich bereits gekostet und mit einem beiläufig, es stand so einsam auf einem Tisch, erhaschten Olivenöl, veredelt. Der Rest wurde unseren Kameraden gereicht und bestens verdankt.
Zum Abendessen wurden wir von einem unglaublichen Buffet erwartet, wohl manch einer bereute die letzten zwei, drei Häppchen, aber es könnte ja sein, dass es morgen nichts gibt! Aus der angesagten Beachparty wurde leider gar nichts, war doch der ganze Strand für einen Fitnessladen entweder reserviert oder geschlossen und es blieb uns nichts anderes übrig als von aussen der durchwegs weissgekleideten Partymeute zuzuschauen, noch ein Pivo zu trinken und etwas allzu früh und etwas frustriert zu Bett zu gehen.
Der zweite Tag begann, nach mehr oder weniger Schlaf, man erinnere sich an die Dezibelwerte, mit einem nicht wirklich kleineren Buffet. Ein „Klein-wenig-etwas-zu-essen“, sollte uns die ganze Reise begleiten. Richtig gut verpflegt ging es darum weiter mit unserem Car, gefahren von einem ortskundigen Chauffeur, der zum Verwechseln unserem Fussballnationaltrainer Petkovic glich und darum ab sofort auch so hiess.
Die Fahrt nach Zadar zeigte eindrücklich die Vegetation der kroatischen Küste. Sie ist karg, durchsetzt von mediterranen Hartlaubgehölzen, Macchien, Pinien und Kiefernwälder und nackten verkarstetem Kalkgestein, welches wasserdurchlässig ist, ähnlich unserem Randen. Viele Inseln entlang der Küste verschönern das Ganze. In Zadar angekommen wurden wir von Josy durch die Stadt geführt und erfuhren dabei einiges über diese schöne Stadt. Und weiter gings Richtung Plitvicer Seen, scheinbar vorbei an einem Riesengrill, bestückt unter anderem mit einem Spanferkel.
Da uns bereits der Hunger etwas „plagte“, wurde unser Reiseleiter auf dieses leckere Mittagessen aufmerksam gemacht. Wir stellten nach einer Kehrtwendung unseres Cars fest, dass wir für einmal die Rechnung mit Wirt und Spanferkel machen durften. Genau dieses gegrillte Schweinchen, ein paar Kalbshaxen und einige Lammkeulen wurden Opfer unser laut knurrenden Mägen. Wir gaben uns echt Mühe, mussten aber trotzdem ein wenig Fleisch und vor allem einen Berg Knochen zurück lassen.
Es gab nun einige, welche bei der Weiterfahrt ein Verdauungsschläfchen pflegten, dabei aber die schöne vorüberziehende Landschaft verpassten, welche sich nun vorwiegend als Mischwald, durchbrochen von einige Äckern und Weiden, zeigte. Landwirtschaft, wie wir sie bei uns kennen, hat es im EU-Land Kroatien schwer.
Was uns dann an den weltberühmten Plitvicer Seen erwartete, ist kaum zu toppen. Was da die Natur gebastelt hat, ist ganz einfach nur wunderschön, so schön, dass hier die berühmten Karl May Filme gedreht wurden. Jasna, aufgewachsen in Germany, führte uns mit einer kleinen Wanderung durch einen Teil der kitschig blauen Seelandschaft.
1.2 Mio. Touristen wollen pro Jahr diese einzigartige Landschaft sehen, darum waren nicht ganz alleine, sprich wir waren oft im Gänsemarsch zusammen mit Deutschen, Japanern, Koreanern, usw. unterwegs. Hier stellt sich wohl das Problem, dass diese einmalige Landschaft vor dem Riesenansturm sinnvoll geschützt werden kann.
Nach einer kurzen Fahrt ins Hotel und zehnminütiger Frischmache (!) (Frauen wir können Euch beruhigen, unsere Schönsten brauchten auch ¾ Stunden) gab es endlich wieder mal etwas zu essen, wieder einmal ein bisschen Fleisch und dies in einem gemütlichen Holzhüttli, mitten in der kroatischen Pampa – wieder nichts mit Partytime. In speziellen Situationen, zeigt es sich, wer ein echter Kollege ist, denn der Dezibelgewaltige verzog sich in dieser Nacht ohne Umstände aufs Gangsofa.
Am Samstag war nichts mit ausschlafen um 08.00 wurde wie immer abgefahren, wieder Richtung Norden, unterbrochen durch einen kurzen Halt an der „schönsten Raststätte der Welt“. Da wir Männer die Angewohnheit haben, wirklich wichtige Dinge intensiv zu diskutieren, wurde schon noch ein wenig darüber gerätselt, nach welchen Kriterien diese Auszeichnung vergeben worden war. Zugegeben es war eine schöne Raststätte, aber bei uns in der Schweiz, da gäbe es … hallo wo sind wir denn.
Auf der Suche nach dem Weinkeller, den wir besichtigen wollten, demonstrierte uns der Carchauffeur eindrücklich die offroad Qualitäten seines Fahrzeugs. Die Tochter des Winzereibesitzers erklärte uns mit ihrem amüsanten Akzent kompetent die wunderschön gelegene Kellerei und die kroatischen Weine, die besonders „früchtig“ seien. So wirklich beeindrucken konnten uns die Weine aber nicht (sorry Domagoj), der Grappa und die kleinen Häppchen hingegen schon. Gegen unsere Rysling Silvaner gewohnten Gaumen haben es vor allem ausländische Tropfen natürlich sehr schwer.
Und weiter ging die Fahrt nach Porec, wo wir das letzte Hotel bezogen. Bei einer neuerlichen Stadtführung erfuhren wir viel über die spannende Geschichte des Orts, geprägt vor allem durch den Einfluss der Venezianer.
In Porec wurde uns eindrücklich demonstriert, dass für Kroatien der Tourismus die Einnahmequelle Nummer eins ist. Der Ort hat 1600 regelmässige Einwohner, im Sommer leben hier aber 70‘000 Leute. Am Quai sind die etwas grösseren Spielzeuge der neureichen Kroaten zu bewundern, welche ziemlich oft wertmässig im 7-stelligen Bereich liegen werden. Wir waren uns einig, dass dann eher bei den Begleiterinnen gespart wird, gemäss männlicher Logik können die eher kleinen Kleidungsstücke wohl kaum viel kosten. Der Altstadtkern des Städtchens besteht vorwiegend aus Restaurants, sehr oft auch sehr innovativ.
So sind zum Beispiel in den Stadttürmen Restaurants eingerichtet. Ob das in Schaffhausen mit dem Oberturm gehen würde? Beim Stadtrundgang lockte dann aus einem Innenhof schöne Musik und das veranlasste den Grossteil der Männer etwas Kultur zu geniessen und wir lauschten für einige Zeit den rockig bluesigen Klängen einer Zweimannband mit wechselnder, weiblicher und stimmlichen Unterstützung. Der anschliessende Spaziergang zurück ins Hotel sollte dann völlig unterschiedlich lang werden, da endlich einmal die nötige Infrastruktur für die Partygänger zur Verfügung stand. Zum Glück gibt es in Hotels auch Zimmer mit Nebenzimmer und einer Türe dazwischen.
Bereits um 07.00 Uhr starteten wir in den letzten Reisetag. Ein Blick auf das Reiseprogramm genügte um zu zeigen, dass es nichts mit gemütlichem Auslaufen werden würde.
Das erste Ziel war das Städtchen Motovun ganz oben auf einem Hügel, für uns nur zu Fuss erreichbar. Die nächste Führung (Nummer fünf !!) verlief ebenso lehrreich wie die andern zuvor, wobei einige langsam etwas Mühe mit der Aufnahmefähigkeit hatten. So erfuhren wir auch hier, dass der Einfluss der Venezianer gross war, dass Wasser hier oben nur mit Zisternen möglich war und dass, das istrisches Olivenöl besser als alle andern sei.
Einmal mehr überraschte uns Domagoj auf dieser Reise, denn er führte uns durch ein ganz schmales Gässchen in ein wunderschönes Restaurant innerhalb der Stadtmauer und auf eine Terrasse, reserviert nur für uns, welche einem Schwalbennest gleich über dem Abhang des Motovun hing. Eigentlich war es nicht möglich, das essensmässig Erlebte noch zu toppen, aber dieses abschliessende Mittagessen tat dies. Nach einem leckeren Carpaccio, einer grandiosen Fleischplatte, dazu himmlische Raviolis und abgerundet durch einen wirklich traumhaften Wein, war es ein sehr sehr würdiger „Abschluss“.
Die nachfolgende Fahrt zum Flughafen Zagreb wurde dann noch etwas stressig, aber auch das klappte schlussendlich und wir konnten zügig unsere Propellermaschine besteigen.
Ein ganz wenig skeptisch waren wir schon, obwohl wir ja Propellermaschinen vom Schmerlat her kennen. Nichts desto trotz schaffte das Fluggerät den Überflug der österreichischen Alpen und beim Anflug auf Kloten genossen wir einen wunderschöner Blick auf die abendliche Landschaft der Ostschweiz und die Propellermaschine setzte gekonnt zur Landung an und schaffte dies auch. Trotz eher zähflüssiger Zollabfertigung und dank einigen Metern im Laufschritt quer durch den Flughafen, erreichten wir einen früheren Zug und waren dementsprechend etwas eher bei unseren Liebsten. Lieber Domagoj, es waren ganz einfach tolle und unvergessliche Tage bei dir zu Hause – nochmals vielen herzlichen Dank.
Fredi Meyer